Kürzlich war in den Zeitungen zu lesen, dass sich verschiedene Ernährungsberater und Gesundheitsinstitutionen Sorgen um den aktuellen Trend rund um das „Waschbrettbauch“-Ideal machen. Doch woran liegt das?
Ernährungsberater und Experten sind insbesondere besorgt über (junge) Frauen, die sich von Social Media und Blogs zum Thema „gesunder Lebensstil“ und damit auch zum Erreichen eines Sixpacks beeinflussen lassen. Auf dem immer beliebter werdenden Instagram werden wir mittlerweile regelrecht überflutet mit Fotos von Männern — aber vor allem auch von Frauen — mit durchtrainiertem Bauch. Diese sogenannten „Fitspiration“-Fotos regen viele Frauen zum Nachdenken an, führen aber vor allem dazu, dass sie beginnen zu diäten und übermäßig Sport zu treiben.
„Man sieht einen Trend, dass sich das Schönheitsideal für Frauen von schlank hin zu muskulös verschiebt“, sagt Scarlet Hemkes von Proud2beme, einer Website für Menschen mit Essstörungen. Natürlich ist gegen Sport an sich nichts einzuwenden — bedenklich wird es aber, wenn man sich jeden Tag der Woche im Fitnessstudio quält, um den „perfekten“ Körper zu bekommen. Scarlet stellt daher die Frage, ob das, was viele junge Frauen da betreiben, überhaupt noch gesund ist.
Neben einer drastischen Veränderung des Trainingsplans wird auch die Ernährung umgestellt. Wichtige Nahrungsquellen wie Milchprodukte, Getreide und Gluten werden dabei vom Speiseplan gestrichen und durch trendige grüne Smoothies und Salate ersetzt. Laut Professor Eric van Furth ist das eine sehr ungesunde Entwicklung.
Männer befassen sich schon seit Längerem mit dem Aufbau eines fitten und gesunden Körpers. Dass sich nun auch immer mehr Frauen diesem Trend anschließen, ist natürlich nicht grundsätzlich schlecht. Dennoch macht sich der auf Essstörungen spezialisierte Professor an der Universität Leiden Sorgen. Denn der Fokus liegt zunehmend auf einem extrem niedrigen Körperfettanteil — was früher oder später zu einem katabolen Zustand des Körpers führen kann.
Viele Frauen wissen zudem nicht, dass das Erreichen eines Sixpacks nicht nur sehr viel Arbeit und Zeit erfordert, sondern auch eine gewisse genetische Veranlagung notwendig ist.
Esther van Etten, Mitglied des niederländischen Verbands der Ernährungsberater, hat in ihrer Praxis in Amsterdam täglich mit jungen Frauen zu tun, die sich einen Sixpack wünschen. Sie erklärt diesen Frauen regelmäßig, dass ein Sixpack nicht so einfach zu erreichen ist. Wie Scarlet ist auch sie besorgt über junge Frauen, die sich ein „trockenes“ Erscheinungsbild wünschen — also einen extrem niedrigen Körperfettanteil.
Dabei ist das meist nicht realistisch. Frauen haben von Natur aus an bestimmten Körperstellen mehr Fettreserven und der Körperfettanteil ist grundsätzlich höher als bei Männern. Auf Social Media wird jedoch eine perfekte Welt dargestellt, die so in Wirklichkeit nicht existiert — darauf muss man dringend hinweisen.
Eric van Furth findet es schwierig vorherzusagen, welche Folgen die zunehmende Kluft zwischen Realität und Idealbild haben wird.
In den letzten Jahren gab es viel zusätzliche Aufmerksamkeit für das Thema Übergewicht und Frauengesundheit — möglicherweise hat das auch den Wunsch nach einem muskulöseren Körper verstärkt. Im Moment handelt es sich um einen Hype. Erst in ein paar Jahren wird sich zeigen, ob daraus ein echter Trend oder nur ein kurzfristiges Phänomen geworden ist.

